China startet CCTV in Nairobi

Foto: CCTV

China Central Television – CCTV, der größte Fernsehsender in China, ist kein normaler Fernsehsender. Er ist ein Staatsorgan und Teil des “Ministeriums für Radio, Fernsehen und Film”. Über dieses Ministerium kontrolliert Chinas Regierung die Medien des Landes. Meinungs- oder Pressefreiheit gibt es nicht . Gesendet und veröffentlicht wird nur, was der Staatsdoktrin ins Bild passt.

Dass China schon seit geraumer Zeit wirtschaftliche Interessen in Afrika verfolgt, dürfte mittlerweile hinreichend bekannt sein. Bisher allerdings galten diese Interessen dem Rohstoffabbau, den riesigen Flächen für die Agrarwirtschaft und dem Aufbau der für den Abtransport der Güter notwendigen Infrastruktur. Jobs oder Ausbildung für die örtliche Bevölkerung? Eher  weniger – höchstens im Strassenbau vielleicht.
Doch nun wollen die Chinesen mit CCTV auch den afrikanischen Medienmarkt erobern und die Vormachtstellung von BBC und CNN im internationalen Fernseh-Geschäft brechen. Die Zentrale steht in Kenias Hauptstadt Nairobi. Da Chinas wirtschaftliches Engagement quer über den ganzen Kontinent verteilt ist, soll von Nairobi aus ein afrikanisches Mediennetz gesponnen werden.

Ein wirklich ambitioniertes Vorhaben wenn man bedenkt, dass das CCTV-Afrika-Team nicht sehr groß, dafür aber um so jünger und absolut unerfahren ist. Die meisten sind Mitte 20. Keiner hat eine journalistische Ausbildung und drei von ihnen haben Peking überhaupt zum ersten Mal verlassen. Da kann man ihnen gegen die abgebrühten CNN- und BBC-Profis wirklich nur Glück wünschen.

Die mangelnde journalistische Ausbildung mit eingebauter Zensur kann aber auch zur Chance werden. Denn vielleicht trauen sich die Jungspunde ja auch mal was und berichten, aus purer Unerfahrenheit natürlich, realistisch über die Geschehnisse. Peking ist weit und der grosse Zeitunterschied macht eine zensierte Überarbeitung der Beiträge im fernen Peking nicht gerade leicht, wenn man einigermaßen pünktlich auf Sendung sein will. Für den Anfang ist ohnehin nur eine Stunde Sendezeit täglich geplant. Nachrichten für Afrika durch die chinesische Brille – auf Chinesisch und Englisch.

Aber man sollte den chinesischen TV-Auftritt auf Dauer nicht unterschätzen. Die Chinesen werden auch im Medienbereich das Rad nicht neu erfinden, wo es doch so viele schöne Beispiele der Konkurrenz gibt, die man hier und da etwas abgeändert und der Staatsdoktrin angepasst, einfach übernehmen kann. Auch werden die TV- Grünschnäbel wohl nicht sehr lange allein zuhaus in Nairobi sein, wenn die hohen Herren in Peking beschliessen, ihre Medienpräsenz in Afrika ihrem wachsenden Rohstoffhunger anzupassen. Denn wenn man schon den Kontinent im großen Stil ausräumt, sollte man wenigstens ein sympathisches Bild bei der geplünderten Bevölkerung entstehen lassen.
Dann fällt’s vielleicht nicht ganz so auf. Es werden also schon bald die auf Gehorsam getrimmten Vollprofi-Journalisten des Staatsorgans das Zepter übernehmen. Bis dahin kann es aber noch etwas dauern und da CCTV-Africa auch im Web senden soll, kann es durchaus zu einigen amüsanten Maleurs kommen, die man so schnell nicht wieder zu sehen bekommen wird.