Geschichte

Fort Jesus, Mombasa. Erstes portugiesisches Fort in Ost-Afrika.
Fort Jesus, Mombasa. Erstes portugiesisches Fort in Ost-Afrika.

Das Staatgebiet des heutigen Kenia wird zu Recht als die „Wiege der Menschheit“ bezeichnet. Es war bereits vor mehr als vier Millionen Jahren von frühen Hominiden besiedelt, und gehört zu jenen Regionen Afrikas, in denen sich die Gattung Homo entwickelte.
Viele prähistorische Funde belegen, dass die Vorfahren des heutigen Menschen sich wohl zuerst in dieser Gegend aufgehalten haben müssen. In Koobi Fora am Lake Turkana wurde ein ca. 2 Mio. Jahre alter Schädel gefunden, der als Beweis für die älteste bekannte Gattung Homo, des Vorfahren des heutigen Homo Sapiens angesehen wird.

Um 1000 n. Chr. etablierte sich die Handelskultur der Araber entlang der Ostküste. Im frühen 15. Jahrhundert schickten dann auch die Chinesen riesige Handelsflotten mit bis zu 50 riesigen Schiffen und 30.000 Mann Besatzung unter Admiral Zheng He über Sri Lanka, Indien, dem persischen Golf bis nach Ostafrika. Aus dem heutigen Kongo wanderten Bantu-Stämme ein, aus dem Norden kamen Niloten und aus nord-westlicher Richtung kuschitische Stämme wie die Somal. Bald entstanden Rivalitäten um Acker- und Weideland, die auch noch heute in der kenianischen Gesellschaft gegenwärtig sind.
Exerzierplatz im Fort Jesus

Die Portugiesen schickten Vasco da Gama auf die Suche des Seewegs nach Indien und landeten erstmals am 07. April 1498 in Mombasa. Sie errichteten in Mombasa die Festung Fort Jesus, und kontrollierten bis Ende des 16. Jahrhunderts große Teile dieser Küste. Im Jahr 1729 wurden die Portugiesen schließlich aus Mombasa vertrieben.
Die Geschichte Kenias als Kolonie beginnt 1885 mit dem deutschen Protektorat über die Besitzungen an der Küste des Sultans von Sansibar und fiel 1890 im Rahmen des Helgoland-Sansibar-Vertrags an Großbritannien. Bereits 1887 hatte die British East Africa Company den Sultan von Sansibar zur Abtretung seiner Gebiete an der afrikanischen Ostküste gezwungen. 1895 wurde daraus ein Teil des British East African Protectorate (Britisch-Ostafrika). Nairobi entstand 1899 als Eisenbahncamp an der seit 1895 gebauten Ugandabahn von Mombasa zum Victoriasee und löste 1905 Mombasa als Hauptstadt von Britisch-Ostafrika ab. 1920 wurde Britisch-Ostafrika offiziell zur britischen Kronkolonie Kenia erklärt. Aus dieser Zeit stammen noch viele Kolonialbauten in der Hauptstadt Nairobi. Die Unabhängigkeitsbewegung startete mit einem Aufstand des größten Bantu-Volks, den Kikuyu. Der Aufstand wurde bekannt als Mau-Mau-Aufstand, in dessen Verlauf 1952-1955 viele gut organisierte Terroraktionen gegen britische Einrichtungen brutal durch die Polizei beantwortet wurden.
 Kenia erreichte schließlich am 12. Dezember 1963 die volle Souveränität.

1964 wurde das Land zur Republik mit Jomo Kenyatta  als Präsident. 1969 wurde Tom Mboya, ein führender Regierungsbeamter und möglicher Nachfolger Kenyattas, ermordet. In den 1970er Jahren waren mehr als 70% des Landes von einer großen Dürre betroffen. Kenyattas Bekämpfung seiner politischen Gegner führte zu weiteren Unruhen im Land. Nach Kenyattas Tod 1978, übernahm Vizepräsident Daniel Arap Moi das Präsidentenamt. Moi förderte die Afrikanisierung der Industrie, indem er ausländisches Eigentum beschränkte und Kredite an afrikanische Investoren ausweitete. 
1991 musste sich die Regierung dem Druck aus dem In- und Ausland beugen und legalisierte mit einer Verfassungsänderung die Mehrparteien-Demokratie.
Im Jahre 1992 wurde Präsident Moi in Kenias erster demokratischer Wahl in 26 Jahren wiedergewählt, und nochmals im Jahr 1997. Die Regierungspartei verlor jedoch mehrere Sitze im Parlament.
Daniel Arap Moi war es durch die Verfassung nicht mehr erlaubt, für eine weitere Amtszeit zu kandidieren. Er ernannte Uhuru Kenyatta, Sohn von Kenias ersten Führer, zum Kandidaten der Regierungspartei Kenya African National Union (KANU). Mwai Kibaki, der gegen Moi in den Jahren 1992 und 1997 antrat und bereits als sein Vizepräsident arbeitete, war der Kandidat der National Rainbow Coalition (NARC) und populärster der vier Oppositionskandidaten. Die Wahlen im Dezember 2002 waren die glaubwürdigsten Wahlen seit der Unabhängigkeit Kenias und führten zu einem Sieg Kibakis. Er wurde mit 62% der Stimmen zum Präsidenten gewählt und NARC gewann die Mehrheit der Sitze in der Nationalversammlung.

Nach den Wahlen im Dezember 2007 wurde Präsident Kibaki, Kandidat der Partei der Nationalen Einheit, zum Sieger erklärt. Kibakis Gegner, der Kandidat der Orange Democratic Movement (ODM), Raila Odinga, führte in den Meinungsumfragen vor der Abstimmung und warf Kibaki nach der Wahl Betrug vor. Das Wahlergebnis führte zu Unruhen und Gewalt in vielen Teilen Kenias. Mehr als tausend Kenianer starben und mehrere hunderttausend wurden aus ihren Häusern vertrieben. Nach Verhandlungen, die durch Kofi Annan, dem ehemaligen UN-Generalsekretär, vermittelt wurden, einigten sich beide Seiten im Februar 2008 auf eine Teilung der Regierungsmacht mit Odinga als Premierminister.

M. Mwai Kibaki ist seit 30. Dezember 2002 der dritte amtierende Staatspräsident Kenias.
Er entstammt der Ethnie der Kikuyu und ist am Fusse des Mount Kenya geboren. Er verfolgt eine Politik der langen Leine und geht auch gegen die hohe Korruption im Land eher zögerlich vor. Allerdings hat er ein Programm durchgesetzt, das den Kindern in Kenia die Grundschulbildung kostenlos ermöglicht.

Fotos:
Peter Graves –KenyaCoastGuide.com