Kleider-Spenden vernichten Jobs in Afrika

Foto: Aira – pixelio.de

Ein sicheres Geschäft gibt es gar nicht: Man hat als einziger Unternehmer in einem Land den Zugriff auf ein Produkt, und für den Einkauf zahlt man nur einen – mehr oder weniger – symbolischen Preis. Dann hat man die Lizenz zum Gelddrucken.

Die Geschichte taucht seit ca. 30 Jahren immer mal wieder in verschiedenen Medien auf, so auch im letzten Herbst auf Zeit-Online und in einer 45-min TV-Dokumentation des NDR, die sehr ausführlich und unbedingt sehenswert ist. Es geht um die monströs-unverschämte Lüge, was mit unseren Altkleiderspenden passiert, die wir in die Container des Deutschen Roten Kreuz, des Malteser und anderen caritativen Organisationen packen, in dem Glauben es wird den Ärmsten auf dem Planeten zukommen – umsonst natürlich.

Die Wahrheit ist: ein Unternehmen macht Milliarden-Umsätze mit abgetragenen Textilien, sortiert, reinigt und verschifft sie in die 3. Welt – vornehmlich nach Afrika –  und zerstört die dortige Textil-Industrie. Und das Beste: Wir, die Spender, haben auch noch ein gutes Gefühl der Wohltätigkeit, weil wir glauben wollen, dass die Klamotten an Arme und Bedürftige umsonst oder gegen einen symbolischen Unkostenbeitrag verteilt werden.

Wie so etwas möglich wurde? Vor etwa 40 Jahren wurde ein Unternehmer mit seiner Kleiderspenden-Idee bei einem damaligen DRK-Geschäftsführer vorstellig. Dieser ließ sich von der durchaus ausdrucksstark mit einem Scheck vorgetragenen Idee überzeugen, mit dem Unternehmer zusammen zu arbeiten – und das läuft so bis heute.
Efiba nennt sich dieses Unternehmen das deutschlandweit mit Kreisverbänden des DRK und anderen Organisationen Verträge geschlossen hat. Die Efiba, eine Tochter der Soex Group, sammelt also durch die seit Jahrzehnten als vertrauenswürdig bekannten caritativen Organisationen und unter deren Logos der Wohltätigkeit die Kleiderspenden ein, die dann direkt an das Unternehmen gehen und sofort dem Wirtschaftskreislauf zugeführt werden.

Etwas Geld bekommen die Nichtregierungsorganisationen (NGOs) dann doch. Zur Zeit etwa fünf Cent pro Kilo. Aber gerne erwähnt wird das natürlich nicht, denn die Empörung der Spender wäre kaum vorstellbar, sollte das alles aus den Nischen-Nachrichten in einen breiteren Fokus geraten. Bis zu 300 Tonnen Kleiderspenden täglich werden so gesammelt, davon etwa ein Viertel vom DRK, doch auch von anderen Container-Aufstellern.

Der größte Anteil der Kleidung geht nach der Sortierung nach Afrika. Allein nach Tansania gehen aus der westlichen Welt monatlich insgesamt rund 40.000 Tonnen Altkleider, dort Mitumba genannt. Auch andere Unternehmen haben daran ihren Anteil. Nach all den Jahren haben ca. 80.000 Menschen, die in der ehemals großen tansanischen Textilindustrie ihr Auskommen fanden, ihren Job verloren. Gegen die Preise der gut erhaltenen, zum Teil Marken-Ware aus Europa kann die dortige Industrie nicht bestehen.

Aber als Spender kann man dennoch etwas tun: Kleiderspenden, die komplett kaputt sind, müssen laut Gesetz recycelt werden zu Lumpen für die Industrie und Ähnlichem. Zerschneiden Sie also die Kleider gründlich und stopfen sie sie dann in den Kleidersack. Kleidung, die durchaus noch tragbar ist, verteilt man am Besten an Freunde und Bekannte, die sich nicht so oft neue Kleidung leisten können. Dann haben die afrikanische Textilindustrie und Tausende von Arbeitern vielleicht irgendwann wieder eine Zukunft.

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