Nashorn-Wilderer in Europa

Die angebliche panische Angst chinesischer Männer in Bezug auf die Größe ihres Gemächts, und der Aberglaube, gemahlenes Nashorn würde die Hose auf Dauer deutlich mehr ausbeulen, führten bisher nur im geplagten Afrika zu dieser widerlichen Form der Wilderei.
Im vergangenen Jahr wurden allein im Krüger-Nationalpark in South Africa über 480 Nashörner gewildert. Die verwesenden Kadaver werden meist erst gefunden wenn die Wilderer schon längst das Land verlassen haben.
In den anderen afrikanischen Wildlife-Parks in Tansania, Kenia, Zambia oder Botswana ist die Situation nicht besser. Überall kämpfen die Park-Ranger gegen Übergriffe von Wilderern, die in den letzten Jahren deutlich angestiegen sind.

Wilderer auch in europäischen Tierparks

Was zunächst nach einem schlechten Scherz klingt, ist leider blutige Realität. Nicht nur in Deutschland, auch in anderen europäischen Ländern wird jetzt in großen Wildparks Jagd auf Nashörner gemacht. Aus Wildparks in Portugal und in Deutschland aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Baden-Württemberg wurden bereits mehrere Übergriffe gemeldet. Daraufhin haben die Tierparks bereits reagiert, und massiv in Sicherheitstechnik wie moderne Überwachungs-Kameras investiert. Auch Tore und Zäune wurden verstärkt und ausgebaut. Doch nicht nur die Wildparks sind betroffen. Auch aus Naturkunde-Museen wurde von Fällen berichtet, dass paarweise auftretende, männliche Besucher gezielt auf die Abteilung der Wildtiere zusteuerten, die Nashorn-Köpfe von der Wand rissen und aus dem Museum rannten. Die meist älteren Museumsangestellten blieben verdutzt und machtlos zurück.

Keine wissenschaftlich nachweisbare Wirkung

Abgesehen von dem Gerücht, es diene der Potenzsteigerung, setzt die chinesische Heilkunst Nashornpulver bei verschiedenen Arten von Krebs und bei vielen anderen Erkrankungen ein. Mit fragwürdiger Wirkung.
Auch das ehemalige australische Super-Model Elle Macpherson bekundete auf die Frage nach ihrem guten Aussehen, auch auf Nashornpulver zurück zu greifen und darauf zu schwören. In wieweit Elle “The Body” Macpherson sich mit solchen Äusserungen an dem organisierten Abschlachten von Nashörnern mitschuldig macht, bleibt dahingestellt. Auch mag sie sich einbilden, das Pulver helfe ihrem Aussehen, ihrem Ansehen helfen solche Aussagen wohl eher kaum. Aber man nannte sie ja nicht von ungefähr “The Body”, und nicht “The Brain”.

Photo by Alfred Krawietz www.pixelio.de

Die Vertreter der chinesischen Heilkunst, weltweit auch unter Medizinern anerkannt und in dem Ruf stehend, eine echte Alternative zur Schulmedizin sein zu können, sollten in diesem Falle aber doch auf die wissenschaftlichen Fakten vertrauen. Und die besagen, in dem Horn konnten keinerlei Bestandteile festgestellt werden, die bei Einnahme auch nur irgendeine Wirkung hervorbringen könnten, abgesehen von eventuellem Durchfall bei Überdosierung. Man könne sich genauso gut die Fingernägel oder die Haare schneiden, sie mahlen und einnehmen. Das Ergebnis wäre dasselbe, nämlich Keines.

In Anbetracht dieser Tatsache ist es eine Schande, dass für ein Horn, je nach Größe, zwischen € 60.000 und € 100.000 gezahlt werden. Allerdings muss an dieser Stelle auch erwähnt werden, dass viele Hörner nicht nur für medizinische Zwecke gehandelt, sondern auch für Kunst-Schnitzerein verwendet werden. Hier werden dann aufwendige Trinkbecher oder Kelche für den chinesischen Markt gefertigt.

Der Handel mit den Hörnern und auch die kriminelle Beschaffung in Europa scheint jedenfalls sehr gut organisiert zu sein, mit maßgeblicher Beteiligung von irischen Organisationen.
Doch seit in Asien die Einkommen deutlich gestiegen sind, kann sich auch der asiatische Durchschnittsverdiener das begehrte Pulver leisten. Und das führt natürlich zu einer erhöhten Nachfrage. Dem Aberglaube sei Dank.

 

 

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