Haifischflossen-Handel in Kenia

Haifisch in der kenianischenTiefsee
Haifisch in der Tiefsee – Foto by Maike Kaute – pixelio.de

Nicht nur in Asien, auch in Mombasa/Kenia werden Haifisch-flossen auf dem Fischmarkt gehandelt. Während in Hong Kong der Kilopreis für Haifisch-flossen um die $600 liegt, sind sie in Mombasa schon für bis zu $250 pro Kilo zu haben – je nach Größe und Qualität.
Gefangen werden die Haie an der gesamten Küste. Von Somalia, wo es sowieso keinerlei Art der Kontrolle gibt, bis hinunter nach Tansania. Die Trawler grasen die gesamte Ost-Afrikanische Küste ab.
Allerdings sehen die Kenianer keine besondere Delikatesse in den Flossen, obwohl an der Küste Haifischfleisch traditionell als wertvolles Nahrungsmittel gilt. Für die lokalen Kleinfischer gilt der Hai nicht als Beifang, wie für die Schwertfisch-Trawler, sondern als wertvoller Fisch. Aber eben wegen des Fleisches, und nicht nur wegen der Flossen.
Die Kunden auf dem Fischmarkt in Mombasa könnten sie sich sowieso nicht leisten. Ausserdem lassen sich mit den Fangquoten der lokalen Kleinfischer kaum Exportzahlen von fast 11.000 Tonnen jährlich erklären.

Abgesehen von der Bedeutung der Haie für das ökologische Gleichgewicht der Meere, der empörende Skandal liegt in der Fangweise: Die Flossen werden abgeschnitten und das Tier lebendig über Bord geworfen. Der Hai verendet qualvoll, denn er kann sich nicht mehr bewegen und sinkt.

Die Käufer dieser makaberen Ware sind meist Betreiber von China-Restaurants oder in Kenia arbeitende Chinesen. In den China-Restaurants ist es nicht unüblich, Haitischflossen-Suppe angeboten zu bekommen. Der überwiegende Teil des Fangs allerdings wird nach Asien verschifft. Kenia exportierte – der Handel mit Flossen ist in Kenia nicht illegal – Haiflossen nach Hong Kong für $6.6 Millionen allein in 2008.

Die Haifisch Populationen vor Kenia’s Küste schrumpfen extrem schnell, nach einer Studie der Indian Ocean Tuna Comission (IOTC). Die Populationen von bestimmten Hai-Arten sind schon jetzt extrem niedrig, aufgrund des zunehmenden Handels mit Asien.

Haifischflossen auf dem Fischmarkt
Haifischflossen auf dem Fischmarkt

Der Blau-Hai ist sogar, laut der Aussage einer Quelle der Tiefsee-Tauch-Industrie, hoffnungslos überfischt. Die Gewässer scheinen, als wären sie komplett leblos.
Blau-Haie gelten offiziell schon jetzt als “nahe am Limit” einer bedrohten Tierart.
Diese Aussage wurde von einer Schlüsselfigur der kenianischen Fischerei-Industrie bestätigt. Es braucht etwa 20 Jahre um die Haie zurück zu bringen.

Der Handel mit Hai-Flossen geht zurück bis in die 1990er Jahre. Der Deutsch-Schwede Volker Bassen arbeitete selber in den 90ern im Fischhandel. Er berichtete, dass pro Boot insgesamt 400 Haken an Bord waren, womit ca. 150 bis 250 Haie gefangen wurden – täglich. Bassen hat dem Geschäft den Rücken gekehrt, als er den Effekt auf die Umwelt beobachtete, den der Handel mit Haifisch-Flossen hat.
Heute arbeitet er für den East African Whale Shark Trust, eine Organisation zum Schutze des Wal-Hais, deren Gründer er auch ist.

Die verschiedensten Nationen schicken ihre Trawler in die kenianischen Gewässer. Zur Zeit fischen hauptsächlich französische und spanische Trawler vor Kenias Küste. Die sind zwar offiziell wegen Thun und Schwertfisch dort. Allerdings wurde dokumentiert, dass die größten Exporte nach Hong Kong in 2008 mit über 2,6 Millionen Tonnen aus Spanien kamen.

Hai in der Tiefsee
Foto by Corwin von Kuhwede – pixelio.de

Doch Japaner, Chinesen, Taiwanesen und Koreaner fischen dort Thun und Schwertfisch. Dass die Asiaten den Hai, der beim Schwertfischfang als Beifang mit im Netz hängt, wieder über Bord werfen ohne ihm die Flossen abzuschneiden, darf auch stark bezweifelt werden. Es ist ein Gemetzel mit monströsen Ausmaßen.

Während die kenianischen Behörden über die Existenz und Ausmaße der kenianischen  Haifischflossen-Jagd gegensätzliche Aussagen machen – die Gründe kann man sich eventuell denken – kommen den Haien anscheinend unverhofft andere Bösewichte zu Hilfe. Ende des Jahres 2008 wurden steigende Aktivitäten der somalischen Piraten registriert, die dann auch einige Fischerschiffe und Trawler kaperten. Diese Aktionen sorgten dafür, dass andere Nationen mit ihren Schiffen das kenianische Tiefseegebiet weiträumig umfuhren. So wird vielleicht aus dem einen Verbrechen die Rettung für die Haie vor einem anderen.

Photos by Corwin von Kuhwede, Maike Kaute – www.pixelio.de